Angst - Was passiert im Gehirn (2024)

ANGST - WAS PASSIERT IM GEHIRN

Angstreaktionen sind zum einen ein komplexes Wechselspiel von Botenstoffen – Hormonen und Neurotransmittern. Sie können Angstreaktionen auslösen und unterdrücken.

    Angsthormone im komplizierten Gleichgewicht

    Neben den bekannten Endorphinen („Glückshormone“) produziert das menschliche Gehirn zahlreicheweitere Botenstoffe, darunter Neurotransmitter. Sie transportieren Informationen zwischen den Nervenzellen. Dazu kommen Hormone (Botenstoffen) wie das Adrenalin aus dem Nebennierenmark, welches bei Stressreaktionen eine zentrale Rolle spielt.

    Bei einer Stressreaktion schüttet der Körper die aktivitätssteigernden Hormone Adrenalin und Noradrenalin aus und führen zu einem langfristig erhöhten Stresshormonspiegel.

    Beruhigende Botenstoffe, vor allem das Serotonin, verlangsamen Atmung und Herzschlag. Einige dieser Neurotransmitter wirken zeitlich begrenzt.

    Angst - Was passiert im Gehirn (1)

    Daneben steht das vegetative Nervensystem. Es steuert lebenswichtige Körperfunktionen wie Atmung, Verdauung, Stoffwechsel oder Schlaf. Seine beiden Teile wirken gegensätzlich und halten den Körper im Gleichgewicht:

    • Das sympathische Nervensystem steigert Aktivität und Leistung.
    • Das parasympathische Nervensystem sorgt für Entspannung.

    Der Mandelkern steuert die Angstreaktion

    Aus neurobiologischer Sicht besteht eine Angstreaktion aus einer Kaskade von Nervenzellschaltungen. Vereinfacht beschrieben, löst eine Angstursache einen Sinnesreiz aus, der im Gehirn in Sekundenbruchteilen zur höchsten Alarmbereitschaft führt.

    Zunächst gelangen Botenstoffe mit einer Meldung beispielsweise des Sehnervs über das Zwischenhirn in das dahinterliegende limbische System. Zum limbischen System, als zentraler Gehirnbereich für Gefühle und emotionales Gedächtnis, gehören Regionen der Großhirnrinde, Nervenansammlungen im Zwischen- und Mittelhirn (Hypothalamus und Thalamus), der Mandelkern und das Ammonshorn (Hippocampus). Es ist über vielfache Nervenbahnen mit zahlreichen Hirnregionen verbunden.

    Bei der Entstehung von Angst spielt Amygdala (Mandelkern) eine zentrale Rolle. Sie ist doppelt vorhanden, wobei die rechte Amygdala Eindrücke von der linken Hirnhälfte verarbeitet und umgekehrt. Menschen ohne Mandelkern kennen keine Angst. Alles, was die menschlichen Sinne aufnehmen und an die Wahrnehmungszentren im Gehirn weiterleiten, gelangt sofort zum Mandelkern und wird dort gefühlsmäßig bewertet.

    Angstreaktion vom Thalamus zur Großhirnrinde

    Vom Mandelkern läuft das Angstsignal weiter zum Thalamus, einer im Zwischenhirn lokalisierte Umschaltzentrale. Im Thalamus sammeln sich Wahrnehmungen aus der Außenwelt und aus dem Körperinneren, darunter im limbischen System abgespeicherte Gefühle. Ist der wahrgenommene Angstauslöser im emotionalen Gedächtnis mit einem Angstgefühl verknüpft, lösen Nervenzellen aus dem limbischen System Alarm aus. In der Folge leiten die Steuerzentralen für das Hormonsystem eine Stressreaktion ein: Adrenalin durchflutet das Blut, Herzschlag und Atmung beschleunigen sich – zunächst unter Umgehung der Großhirnrinde.

    Während die Angstreaktion automatisch einsetzt, urteilt und entscheidet die Großhirnrinde aufgrund von Erfahrungen über den Angstreiz. Falls die Großhirnrinde den Reiz als „harmlos“ einstuft, schickt sie entwarnende Botenstoffe an das limbische System zurück. Die Angstreaktion stoppt, die Adrenalinproduktion geht zurück, Herzschlag und Atmung verlangsamen.

    Das Angstgedächtnis

    Bei Menschen mit Angststörungen lässt sich häufig die Angstreaktion nicht einfach stoppen. Zu häufige oder zu langandauernde Angstreize können sich als rhythmisches Muster im Gehirn festsetzen. Es entsteht eine Art Angstgedächtnis, das schon bei geringsten Umweltreizen den Angstalarm auslöst. Unklar ist bislang, wie Gene das Angstgedächtnis beeinflussen und wie sich das Löschen des Angstgedächtnisses neurologisch erklären lässt.

    Letzte Aktualisierung: 11.05.2021

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